Foto: Christina Czybik, Laurin Schmid

Zu den prominenten Laudator:innen gehörten in diesem Jahr Lisa Paus, Bundesfamilienministerin, Prof. Dr. Maja Göpel, der Schauspieler und selbst engagierte Ludwig Trepte, VDK-Präsidentin Verena Bentele, die ehemalige Gewinnerin des Deutschen Engagementpreises Gülcan Çetin sowie das Musikprojekt Sinfonia. Sie ehrten die Gewinnerprojekte mit Wort, Gefühl und Gesang und zeigten den Engagierten die Wertschätzung, die ihnen gebührt.

Katarina Peranić und Jan Holze, Vorstände der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt, gratulierten den Preisträger:innen und betonten die immense Bedeutung ihrer ehrenamtlichen Arbeit. Katarina Peranić: „Die heute ausgezeichneten Projekte zeigen eindrucksvoll, wie vielfältig und kraftvoll bürgerschaftliches Engagement in Deutschland ist. Sie machen unser Land gerechter, nachhaltiger und lebenswerter. Der Deutsche Engagementpreis ist eine Würdigung dieser herausragenden Leistungen, und wir sind stolz darauf, diesen Preis erstmals ausrichten zu dürfen.“

Jan Holze: „Der Deutsche Engagementpreis ist eine Bühne für diejenigen, die sich tagtäglich mit Leidenschaft und Hingabe für unsere Gesellschaft einsetzen. Mit dem Preis machen wir ihre Geschichten sichtbar, um noch mehr Menschen zu inspirieren und für das Ehrenamt zu begeistern. Wir freuen uns, die Erfolgsgeschichte des Deutschen Engagementpreises fortzuführen und mit neuen Akzenten weiterzuentwickeln.“

Wir gratulieren allen Preisträger*innen sehr herzlich! 

 

Das sind unsere Preisträger*innen 2024

Kategorie Grenzen überwinden

Unbekanntes Unbehagen: Ein Live-Escape Room für interkulturellen Dialog

Mit dem Projekt „Unbekanntes Unbehagen“ setzt die Flüchtlingshilfe Bonn auf kreative Integration. Der mobile Live-Escape Room verbindet Menschen mit und ohne Fluchtbiografie durch Gamification. Spieler:innen in kleinen Teams erleben eine immersive Geschichte, die die Herausforderungen des Fremdseins greifbar macht. Ziel ist es, Menschen durch ein attraktives und interaktives Medium zusammenzubringen und so das Verständnis füreinander zu stärken

Die Idee entstand 2019, entwickelt von Jana Gigl und Nadja Müller de Ossio. Das Szenario „Fremdistan“ ermöglicht Teilnehmenden, die Herausforderungen von Geflüchteten nachzuempfinden. Junge Menschen mit und ohne Fluchthintergrund arbeiteten in Workshops an der Gestaltung des Escape Rooms.

Im Februar 2022 öffnet „Fremdistan“ schließlich seine imaginären Grenzen. Teilnehmer*innen treten in kleinen Teams an, um Rätsel zu lösen und Herausforderungen zu bewältigen, die die Unsicherheiten und Barrieren des Fremdseins erlebbar machen.

Um die Idee nachhaltig zu verbreiten, wurde anschließend ein Handbuch entwickelt. Dieses enthält alle Materialien und Anleitungen, damit Schulen und andere Organisationen das Konzept eigenständig umsetzen können – auch in einer Low-Budget-Variante. So sorgt das UNbekannte UNbehagen weiterhin für Dialog und Perspektivwechsel, selbst über die Grenzen von Bonn hinaus.

Nominiert von: Wettbewerb "Aktiv für Demokratie und Toleranz"

Zur Website der Flüchtlingshilfe Bonn e.V.

Die Angst vor dem Fremden steckt tief in uns Menschen drin, und am besten hilft dagegen die Begegnung mit den Fremden. Aber wie bringen wir Menschen dazu, Flüchtlingen zu begegnen, wenn sie ihnen eigentlich aus dem Weg gehen wollen? Wie locken wir diejenigen außerhalb unserer eigenen kommunikativen Blase? – Über das attraktive Medium Escape Room, einem interaktiven Spiel, zu dem wir kostenlos einladen und welches sich viele Menschen in der kommerziellen Version nicht leisten können.

Sabine Kaldorf, Vorstandsvorsitzende der Flüchtlingshilfe Bonn e.V.

Kategorie Demokratie stärken

Die Dorfbewegung Brandenburg: Gemeinsam das Leben auf dem Land gestalten

Brandenburgs Dörfer haben sich in den letzten Jahren stark gewandelt – doch eines bleibt unverändert: das starke Gemeinschaftsgefühl und der Wunsch, das eigene Dorf aktiv mitzugestalten. Genau hier setzt die Dorfbewegung Brandenburg an.

Der Verein vernetzt engagierte Bürger:innen aus verschiedenen Dörfern, schafft einen Ort für Austausch und bringt Menschen zusammen. Aus diesen Begegnungen entstehen oft tragfähige Netzwerke, die gemeinsame Herausforderungen angehen und kreative Lösungen entwickeln. Ein konkretes Ergebnis dieser Arbeit: der erfolgreiche Einsatz zur Einführung des Ortsteilbudgets in Brandenburg, das den Dörfern neue Gestaltungsmöglichkeiten eröffnet.

Als konstruktives Mitglied in Beiräten bringt die Dorfbewegung Brandenburg substanzielle Themen auf den Tisch – immer mit dem Ziel, die Interessen der Dörfer wirksam zu vertreten. Auch Bildung wird großgeschrieben: Gemeinsam mit Bildungspartnern entwickelt die Dorfbewegung praxisnahe Angebote, die genau auf die Bedürfnisse der Aktiven zugeschnitten sind. 

Für den Blick über den Tellerrand sorgt der Tag der Dörfer, der alle zwei Jahre an wechselnden Orten im Land stattfindet. Auf Landesebene hat die Dorfbewegung mit dem Parlament der Dörfer sogar ein einzigartiges Format ins Leben gerufen, das Vorbildcharakter hat.

In Brandenburg ist das Engagement für lebendige Dörfer groß – die Dorfbewegung Brandenburg unterstützt die Menschen in ihrem Wunsch, mitzugestalten. 

Nominiert von: machen!2024

Zur Website des Netzwerks Lebendige Dörfer e.V.

Wir greifen das Engagement in den Dörfern auf und unterstützen mit unseren Aktivitäten die Dörfer in ihrem Wunsch nach Selbstbestimmung. Dabei steht unser Anliegen, dass die Stimme der Dörfer gehört und gemeinsam vertreten wird, im Mittelpunkt unseres Handelns.

Grit Körmer, Vorstandsmitglied des Netzwerks Lebendige Dörfer e.V.

Kategorie Zusammenhalt leben

MUTMACHERINNEN - Leben mit Brustkrebs - Kieler BrustkrebsSprotten e.V.

Kieler BrustkrebsSprotten e.V. ist eine Selbsthilfegruppe für junge Frauen, die an Brustkrebs erkrankt sind. Gegründet vor sieben Jahren von betroffenen Frauen für betroffene Frauen, zählt der Verein heute über 150 Mitglieder und bietet eine Plattform für Austausch und Unterstützung – alles ehrenamtlich organisiert. Das Gefühl zu vermitteln, mit der Diagnose nicht allein zu sein und die Möglichkeit, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen, ist ein Kernanliegen des Vereins.

Ein zentrales Angebot sind die Telefonseelsorge und Online-Kurse, die den Frauen helfen, die Herausforderungen der Krebsdiagnose zu bewältigen. Auf der Webseite wird zudem umfassend über die Erkrankung informiert. Zudem hat der Verein das MUTMACHERINNEN-Buch veröffentlicht, das als Quelle der Hoffnung und Orientierung dient. Es enthält Erfahrungsberichte von 24 Sprotten und wird kostenfrei an erkrankte Frauen verteilt. Besonders hervorzuheben ist die zertifizierte OnkoSprotten-Sprechstunde in Kooperation mit dem Uniklinikum Schleswig-Holstein. Direkt nach der Diagnose können Frauen hier aufgefangen und beraten werden, mit dem wichtigen Mehrwert der Selbsterfahrung. Das körperliche Wohl wird durch SprottenSport unterstützt, mit regelmäßigen Aktivitäten wie Drachenbootfahren, Yoga oder Zumba. Darüber hinaus fördert der Verein mit SprottenEvents wie Ernährungskursen und Ausflügen das Seelenwohl und den Austausch unter den Frauen.

Nominiert von: Schleswig-Holsteinischer Bürger- und Demokratiepreis

Zur Website der Kieler BrustkrebsSprotten e.V.

Die Diagnose Krebs trifft Dich mit voller Wucht und nochmal härter, wenn Du mit kleinen Kindern und Karriereplanung mitten im Leben stehst. Ohnmacht und Überforderung machen sich breit. In diesem dunklen Moment gibt es nichts Wertvolleres, als Gleichgesinnte, die Dich an die Hand nehmen und Dich mit eigenem Erfahrungsschatz durch den Therapiedschungel zurück ins Leben lotsen. In der Gemeinschaft muss nicht erklärt werden. Jede versteht die andere, kennt die Gefühlswelt. Gemeinsame Aktivitäten geben Antrieb und schaffen positive Erlebnisse. Dabei sind wir laut, wild und voller Power und tragen unsere Botschaft in die Welt: Gemeinsam stark – jetzt erst recht!

Esther Irmer, 1. Vorsitzende der Kieler BrustkrebsSprotten e.V.

Kategorie Leben bewahren

Leipzig blüht auf, Ökolöwe - Umweltbund Leipzig e.V.

Das Projekt „Leipzig blüht auf“ zeigt, wie groß die Wirkung kleiner Grünflächen sein kann. Durch das insektenfreundliche Bepflanzen von Baumscheiben – den unversiegelten Flächen rund um Straßenbäume – leisten engagierte Leipziger:innen einen wichtigen Beitrag gegen das Artensterben. Seit Projektstart 2020 wurden über 500 Baumbeete auf rund 4.000 Quadratmetern Fläche mit heimischen Wildpflanzen begrünt.


Die blühenden Baumscheiben bieten Insekten von Frühjahr bis Herbst wertvolle Nahrung und Unterschlupf, während die Straßenbäume von der regelmäßigen Pflege und Bewässerung profitieren. Gleichzeitig tragen die von Ehrenamtlichen gestalteten Beete zu einem grüneren Stadtbild und einem stärkeren Miteinander in der Nachbarschaft bei. Eine Besonderheit des Projekts ist sein niederschwelliger Ansatz: Jede:r kann aktiv werden und eine Blühpatenschaft übernehmen. Die Ökolöwen – Umweltbund Leipzig e.V., die das Projekt ins Leben gerufen haben, unterstützen die Teilnehmer:innen mit kostenlosen Pflanzpaketen, gärtnerischem Know-how und langfristiger Begleitung. Mittlerweile engagieren sich über 350 Leipziger:innen regelmäßig mit insgesamt 500 Stunden pro Woche für ein grüneres Leipzig.

Mit „Leipzig blüht auf“ machen die Ökolöwen deutlich, dass Umwelt- und Naturschutz im urbanen Raum nicht nur möglich, sondern auch gemeinschaftsstiftend und inspirierend sein kann.

Nominiert von: Leipziger Zukunftspreis

Zur Website des Umweltbundes Leipzig e.V.

Das Artensterben zu stoppen, ist eine der größten Herausforderungen der heutigen Zeit. Die gute Nachricht: Jeder und jede Einzelne kann aktiv werden und einen Beitrag direkt vor der eigenen Haustür leisten.

Antje Osterland, Projektleiterin Leipzig blüht auf, Ökolöwe - Umweltbund Leipzig e.V.

Kategorie Chancen schaffen

InteGREATer: Junge Vorbilder für Chancen- und Bildungsgerechtigkeit

Im gemeinnützigen Verein InteGREATer e.V. teilen die sogenannten InteGREATer:innen ihre persönlichen Bildungsbiografien – von Hindernissen und Erfolgen. Mit ihren Geschichten motivieren sie insbesondere Jugendliche mit Migrationsbiografie und zeigen ihnen, dass Bildung der Schlüssel zu Chancen ist. Unter dem Motto „Wenn wir es geschafft haben, dann schafft ihr es auch!“ fungieren sie als authentische Vorbilder und ermutigen die Jugendlichen, ihren Bildungsweg mit Selbstbewusstsein und Zuversicht zu verfolgen.

Der Fokus der Arbeit von InteGREATer sind Schulbesuche, bei denen junge Erwachsene ihre persönlichen Geschichten erzählen und dabei die Bedeutung von Bildung betonen. Sie ermutigen die Schüler:innen ihre Potenziale voll auszuschöpfen, indem sie sich über ihre Biografischen austauschen. Diese Begegnungen tragen nicht nur dazu bei, Wissen zu vermitteln, sondern fördern auch das Bewusstsein für Chancen- und Bildungsgerechtigkeit sowie eine stärkere gesellschaftliche Teilhabe.

Der Verein arbeitet mit über 300 Ehrenamtlichen an 17 Standorten bundesweit und erreicht jährlich mehr als 6.000 Schüler:innen durch über 400 Veranstaltungen in ganz Deutschland. Seit seiner Gründung im Jahr 2010 setzt der Verein auf freiwilliges Engagement, das die Grundlage für seine erfolgreiche Arbeit bildet.

Mit diesem Engagement trägt InteGREATer aktiv dazu bei, die Chancengleichheit für junge Menschen zu fördern und eine inklusivere Zukunft zu gestalten.

Nominiert von: KölnEngagiert

Zur Website des InteGREATer e.V.

Bildung ist das Fundament einer starken Demokratie, denn sie ermöglicht Teilhabe und stärkt den sozialen Zusammenhalt. Als InteGREATer:innen machen wir mit unseren persönlichen Geschichten greifbar, wie Hindernisse überwunden und Chancen genutzt werden können. Wir zeigen, dass authentische Vorbilder nicht nur motivieren, sondern konkrete Perspektiven eröffnen. Unser Engagement macht deutlich: Vielfalt und Chancengerechtigkeit sind keine abstrakten Begriffe, sondern gelebte Realität, die unsere Gesellschaft jeden Tag bereichert.

Tiam Jafari, Vorstandsmitglied InteGREATer e.V.

Publikumspreis

Die gemischte Tüte: Unterstützung für Eltern von Kindern mit seltenen Diagnosen

Die gemischte Tüte richtet sich an Eltern von Kindern mit seltenen Erkrankungen, die sich gegenseitig unterstützen und voneinander lernen möchten. Ein regelmäßiger Austausch mit anderen Eltern bietet die Gelegenheit, Erfahrungen zu teilen und sich zu Themen wie Therapiemöglichkeiten, Frühförderung, Ärzte, Kitas, Schulen oder Hilfsmittel vor Ort auszutauschen. Denn auch wenn die Symptome der Kinder unterschiedlich sind, ähneln sich die alltäglichen Herausforderungen oft.

Dabei setzt die gemischte Tüte auf digitale und persönliche Angebote wie Patenprogramme, Stammtische und Familiennachmittage, die Begegnungen schaffen und Freundschaften fördern. Besonders direkt nach einer Diagnose bietet der Verein Hilfe, sich mit Eltern auszutauschen, die diese oft unerwartete und schockierende Situation selbst erlebt haben.

Doch die gemischte Tüte will mehr: Präsenz zeigen und Barrieren abbauen. Mit einem lebendigen Instagram-Kanal, einer informativen Website und durch den Besuch von Kongressen setzt sich die Initiative dafür ein, die Belange von Familien mit seltenen Erkrankungen sichtbar zu machen. Kontakte zu passenden Einrichtungen in der Umgebung runden das Angebot ab.

Die gemischte Tüte vernetzt Eltern aus Düsseldorf und Umgebung, unabhängig von der Diagnose ihrer Kinder. So leistet die gemischte Tüte einen aktiven Beitrag zu einem inklusiven Miteinander und stärkt den Zusammenhalt, der den Eltern hilft, den Alltag mit mehr Zuversicht zu meistern.

Zur Website des Elternnetzwerks gemischte Tüte e.V.

Es gibt viele Berührungsängste beim Thema (Familien-)leben mit Behinderung. Wenn wir als gemischte Tüte mit unseren Kindern vor Ort präsent sind und gemeinsam unverkrampft „mitmischen“, können wir vorhandene Barrieren ab- und Brücken in eine inklusivere Gesellschaft aufbauen. Denn Inklusion entsteht weder am Reißbrett noch in den Köpfen, sondern durch natürliche Begegnungen. Oder – um es mit Pippi Langstrumpf zu sagen: Warte nicht, bis die Menschen Dich anlächeln. Zeige ihnen, wie es geht.

Karoline Peters, Vorstandsvorsitzende Elternnetzwerk gemischte Tüte e.V.